Wie bekomme ich die perfekte Soundeinstellung am Gitarren-Amp hin?
Mit dieser Frage beschäftigt sich früher oder später jeder E-Gitarrist und ist ein besonders beliebtes Thema. Wenn du deinen eigenen Sound finden willst, oder einfach nach dem richtigen Metal-Sound an deinem Gitarrenamp suchst, Santanas Ton-Geheimnis entlüften willst, oder einfach nach der Ampeinstellung für Nothing Else Matters suchst bist du hier im E-Gitarren Masterkurs in der Bonus-Lektion „Soundeinstellungen am Gitarrenamp“ richtig. In langen intensiven Soundsetting-Sessions habe ich alle meine Erfahrungen des Sound-Designs in diese Lektionen einfließen lassen.
Zunächst Sehen wir uns einmal deinen Gitarrenverstärker mit seinen wichtigsten Reglern und Knöpfen einmal genauer an. Es gibt natürlich einige Regler, die etwas Amp-Spezifisch sind wie beispielsweise der FDD-Schalter bei Marshall-Amps aus der MG-Serie usw. Auf diese Feinheiten gehen wir an den entsprechenden Stellen kurz ein, allerdings finden sich die wichtigsten Potis und Schalter die wir als nächstes behandeln an fast jedem Gitarrenamp, sodass wir uns ersteinmal auf diese konzentrieren wollen.
Diese Einstellungen lassen sich wunderbar auf Marshall Amps, Engl Screamer, Thunderbird, Engl-Fireball, Mesa Boogie, Orange, Vox und wie sie alle heißen übertragen. Allerdings weichen alle Gitarrenamps auch Soundmäßig etwas voneinander ab, sodass unser Beispiel-Amp immer nur einen groben Richtwert darstellen kann.
Unsere Ausgangsposition für den optimalen Gitarrensound am Amp ist immer die Mittelstellung aller Klangregler. In unserem Beispiel habe ich den reinen Clean-Sound eingestellt, wie er z. B. bei Nothing Else Matters von Metallica zu hören ist. Alle Effekte schalten wir ersteinmal aus, und auch den Reverb drehen wir raus. Unser Beispiel-Amp ist ein 100 Watt Vollröhren-Topteil des E-Gitarren Masterkurses.
Schon in dieser Soundeinstellung (Grundstellung) sollte sich auch dein Amp gut anhören, vielleicht noch nicht ganz nach deinen Vorstellungen und Wünschen, aber wir sind noch nicht fertig.
Jeder Gitarrenamp, ob Combo oder Topteil setzt sich aus einer Vorstufe (Preamp oder auch Vorverstärker) und einer Endstufe zusammen. Die gesamte Klangregelung findet an der Vorstufe statt. Hier sitzt als erstes der Gain-Regler mit dem wir die Lautstärke der Vorstufe einstellen und damit auch maßgeblich den Sound des Amps beeinflussen können. Drehen wir den Gain ganz weit auf so fängt der Sound an zu verzerren, ähnlich dem Effekt, wenn wir ein Radiowecker auf voller Lautstärke betreiben würden. Es knackst, knistert und brüllt: der Sound ist Verzerrt. Bei unserem Gitarrenamp läuft das ganze aber etwas edler und kontrollierter ab, denn hier wird die Vorstufe gerne absichtlich übersteuert. Wenn wir Clean spielen wollen, so wie es die Abbildung ziegt, sollte der Clean-Schalter entsprechend auf Clean stehen und der Gain nicht allzuweit aufgerissen werden; die Vorstufe soll also nicht verzerren bzw. übersteuern.
Bass Mitten und Höhen stellen wir an den Reglern Bass, Middle, und Treble ein. Das kennen wir bereits von den heimischen Stereo-Anlagen, wo wir oft Bässe und Höhen getrennt voneinander einstellen können. Bei einigen Amps des unteren Preissegments finden wir diese Potis nicht, stattdessen aber einen Regler mit der Bezeichnung „Tone“. Das ist sogar die beste Möglichkeit einen richtigen Eindruck von der Klangregelung zu gewinnen. Drehen wir das Tone-Poti nach rechts, so wir der Klang hell und höhenreich. Drehen wir das Poti wieder nach links zurück, so wird der Sound dumpf und basslastiger. Effektiv nehmen wir dem Gitarrensound in jeder dieser Einstellungen nur Freuquenzen, d. h. Soundanteile weg, denn Bässe und Höhen sind auf der Gitarre gleichermaßen vorhanden. Dazumischen was nicht vorhanden ist geht nicht und wird wenn man es trotzdem versucht mit schlechtem Sound bestraft.
Was wir also mit diesem einen Tone-Regler gemacht haben, verteilt sich bei den meisten Amps auf drei Klangregler nämlich Bass, Middle und Treble. Diese drei Regler stehen immer in Relation zueinander. Das heißt im Klartext: Alle Regler Hochdrehen verhilft nicht zum perfekten Sound und schmeckt wie eine Suppe mit Zucker, Salz und Pfeffer zugleich. Drehen wir von der Grundeinstellung ausgehend etwas mehr Höhen rein, so verändert sich immer der gesammte Sound: wir arbeiten quasi mit einer weitern brise Salz…. 😉
Grundsätzlich unterscheide ich bei dem Thema Sound immer zwei Situationen:
Die eine ist die Bandsituation: Proberaum, Studio, Bühne und die Andere findet in den eigenen vier Wänden statt und ist die Übungssituation im Wohnzimmer. Die Gitarre fühlt sich frequenzmäßig in den Mitten zuhause, sodass wir sie in der Bandsituation auch in den Mitten betonen sollten. Den Meisten gefällt dieser mittenlastige Sound nicht besonders, wenn wir uns einmal die Hörgewohnheiten von „Otto Normal Heim-Kino-Surround-Anlagen Besitzern“ betrachten. Gerne werden die Bässe gut aufgedreht und die Höhen betont. Dabei verlieren die Mitten an Gewicht, wenn sie überhaupt noch gut vorhanden wären in einer Subwoofer + Satelliten Anlage. Den Gitarrensound hätte man auch gerne so brarchial und bombastisch. So sollte man ihn sich auch beim Üben alleine einstellen, in der Band jedoch müssen wir den Mitmusikern Platz im Frequenz-Spektrum schaffen, damit die Gruppe im Ganzen gut klingen kann.
Hey, der Gitarrenamp muss immer rockig laut und nach Super-Triple Rectifier Leadsound klingen, was ist damit?
Das ist völlig richtig! Wenn ich beim Üben im Keller bin kann ich Bässe und Höhen nach belieben reindrehen. Ich mache ja auch alleine Musik, sodass mir der Sound auch alleinen gefallen soll. Ich habe die gesammte Bandbreite der Frequenzen zur freien Verfügung und kann dem Amp Bässe reindrehen, mitten raus – Kurz die Metal-Amp-Einstellung wenn es mir gefällt usw. Aber, gehen wir einmal weiter: Es klopft an der Tür und ein alter Kumpel betritt mit seinem E-Bass das Haus. Was machen wir? Wir bieten ihm einen Kaffee an und vielleicht ein Sitzplatz 😉 Das sollten wir nicht nur im Haus machen sondern auch beim Sound. Der Bass hat sehr viel tiefere Frequenzen wie unsere Gitarre, sodass wir an unserem Amp dem Bassisten auch soundmäßig einen Platz anbieten wollen, also zunächst drehen wir denn Bass-Regler an unserem Amp etwas zurück. Jetzt klingt die Gitarre allein natürlich sehr dünn – wenn jedoch der Bassist mitspielt, haben wir einen perfekten Gesamtsound. Viele Zuhörer unterscheiden Bass und Gitarre unbewusst gar nicht so sehr. Am Ende heißt es dann nur: „der Gitarrist hat aber einen fetten Gitarrensound gehabt“. Und genau darum geht es! Wenn Bass und Gitarre gut zusammen eingespielt sind, klingt der Gitarrist gut. Du solltest dazu Folgendes wissen: Gleiche Frequenzen führen einen Kampf miteinander und überlagern sich. In diesem Kampf gewinnt wie immer der Stärkere, also bei uns der jenige, der lauter ist. Und genau das führt dazu, dass sich zuerst der Gitarrist lauter dreht weil er sich nicht hört, dann der Bassist, weil sein Sound nicht raus kommt, und nach einer Weile legt auch der Gitarrist wieder nach. Im Zusammenspiel ist es also einfach besser und professioneller, den Ampsound richtig einzustellen, als sich dem Lautstärken-Kampf auszusetzen. Höre dir dazu z. B. „Warriors of the Wold“ von der Band Manowar oder auch „A Tout Le Monde“ der Band Megadeth an. Bei diesen Songs ist der Gitarrensound eher höhenlastig, so wie die Grafik es zeigt. Zusammen mit dem Bass klingt sie wahnsinnig Fett und setzt sich gut durch. Kommt noch ein zweiter Gitarrist zur Session, so müssen wir auch ihm einen Platz im Gesamtsound anbieten. Damit wären wir auch schon beim zweiten Teil der Grundsoundgestaltung:
Wie ist die Soundeinstellung für den Rythmus Gitarristen?
Der Rythmus-Gitarrist soll sich selbstverständlich gut hören. Sein Sound muss am Verstärker gut mit dem Leadgitarrensound abgestimmt sein, denn meistens ähneln sich die Gitarrensound sehr stark. Wichtig ist, dass der Rythmusgitarrist sich einen klaren, etwas trockeneren Sound einstellt als der Leadgitarrist. Also Reverb auf 7 Uhr = raus. Er bildet zusammen mit dem Bassisten das rythmische Fundament in unserer Beispiel-Jamsession. Also drehen wir ihm die Effekte weitgehend zurück, möglichst ganz raus, damit sein Gitarrensound nicht schwammig wird. Etwas von den Höhen, mitten auf 13 Uhr und ganz wichtig, die Bässe nicht zu weit hoch, etwa auf 10 Uhr – wir erinnern uns an unseren Bassisten, der ja auch noch mitspielt. Und jetzt zum Leadgitarristen:
Wie ist die richtige Einstellung am Amp für die Leadgitarre während eines Solos?
Ganz einfach: wir sehen uns wieder den Gesamtsound an. Was wir weitgehend verbraucht haben sind vorallem die Bässe und einen Teil der Mitten im Freuquenz-Spektrum. Diese verwenden wir auch für den Leadgitarrensound ersteinmal nicht. Allerdings haben wir noch Reserven bei den Höhen – und da platzieren wir den Leadgitarristen. Auch bei den Effekten waren wir bislang etwas sparsam: jetzt regeln wir einen schönen Reverb mit dazu. Das ganze könnte dann etwa so aussehen:
Der Gain ist steht auf 12.30 Uhr und sorgt mit starker Verzerrung auch gleichzeit für eine hohe Kompression. Die Kompressionswirkung ist deshalb wichtig, damit der Leadgitarrensound deutlich und druckvoll rauszuhören ist. Als Nebeneffekt erhöht sich auch der sogenannte Sustain, d. h. die langen Töne bleiben länger bestehen, klingen noch länger nach. Dieser Effekt kann gesteigert werden in dem wir den Gain noch weiter aufdrehen. Die Bässe stehen auf 10 Uhr und lassen Platz für die anderen Instrumente. Im Mittenbereich bleiben wir auf der Mittelstellung 12 Uhr, damit die Durchsetzungskraft nicht verloren geht. Die Höhen können schön auf 15 Uhr Stellung stehen, so setzt sich die Leadgitarre noch besser durch im Gesamtsound. Gesamtlautstärke unseres Gitarren-Amps passen wir über den Volume Regler natürlich unserer Umgebung an. Der Reverb ist an unserem Amp schön in Aktion mit der halb-zwölf Stellung und verleiht der Solo-Gitarre mehr Räumlichkeit.
Und jetzt viel Spaß beim gemeinsamen Abrocken! Wenn du mehr Soundeinstellungen brauchst, schau dir die nächsten Lektionen im E-Gitarren Masterkurs an, in denen ich noch mehr auf die einzelnen Musikrichtungen eingehe. Wenn du bereits festes Mitglied des E-Gitarren Masterkurses bist, dann zeige ich dir in separaten Video-Lektionen wie du den passenden Sound für das entsprechende Stück findest.
Hier geht’s zu den einzelnen Gitarrensound-Lektionen:
- Rock Rythmus Gitarre (Für alle Groove und Timing sicheren Gitarristen)
- Rock Lead Gitarre (Der ultraschnelle Solo-Lead-Guitar-Shredder Gitarrengott)
- Crunch Sound (Der „seit 20 Jahren Nirvana-Fan“ und Powerchord Gitarrist)
- E-Gitarren Masterkurs“ href=“https://www.egitarrenkurs.de/ressourcen/amp-einstellungen/blues-sound-rhythmus“>Blues-Sound Rythmus (Für den werdenen Gary Moore, den längst überfällig geworden Blues-Gitarristen-Diplomtitel)
- E-Gitarren Masterkurs“ href=“https://www.egitarrenkurs.de/ressourcen/amp-einstellungen/blues-sound-solo“>Blues-Sound Solo (Der unentdeckte B.B. King und noch verkanntere Eric Clapton)
- E-Gitarren Masterkurs“ href=“https://www.egitarrenkurs.de/ressourcen/amp-einstellungen/metal-sound-rhythmus“>Metal Ampsetting Rythmus (James Hetfield würde augen machen, Dave Mustaine stellt dich sofort ein)
- E-Gitarren Masterkurs“ href=“https://www.egitarrenkurs.de/ressourcen/amp-einstellungen/metal-sound-solo“>Metalsoundeinstellung Solo (Kirk Hammet hat ihn schon gefunden, den Solo Kick-Ass-Sound)
- E-Gitarren Masterkurs“ href=“https://www.egitarrenkurs.de/ressourcen/amp-einstellungen/funk-sound“>Funk Gitarrensoundset (So wirst du der neue Gitarrist von Mother’s Finest)
- E-Gitarren Masterkurs“ href=“https://www.egitarrenkurs.de/ressourcen/amp-einstellungen/nothing-else-matters-sound“>Nothing Else Matters Sound (So klappt’s endlich bei den Frauen ;-))